Kant: AA I, Gedanken von der wahren ... , Seite 017

     
           
 

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Erstes Hauptstück.

     
  02

Von der Kraft der Körper überhaupt.

     
           
  03
§ 1.
     
           
  04 Weil ich glaube, daß es etwas zu der Absicht beitragen Jedweder    
  05 kann, welche ich habe, die lehre von den lebendigen Kräften Körper hat eine    
  06 einmal gewiß und entscheidend zu machen, wenn ich vorher wesentliche    
  07 einige metaphysische Begriffe von der Kraft der Körper Kraft.    
  08 überhaupt festgesetzt habe: so werde ich hievon den Anfang machen.      
           
  09 Man sagt, daß ein Körper, der in Bewegung ist, eine Kraft habe.      
  10 Denn Hindernisse überwinden, Federn spannen, Massen verrücken:      
  11 dieses nennt alle Welt wirken. Wenn man nicht weiter sieht, als etwa      
  12 die Sinne lehren, so hält man diese Kraft für etwas, was dem Körper      
  13 ganz und gar von draußen mitgetheilt worden, und wovon er nichts      
  14 hat, wenn er in Ruhe ist. Der ganze Haufe der Weltweisen vor Leibnizen      
  15 war dieser Meinung, den einzigen Aristoteles ausgenommen.      
  16 Man glaubt, die dunkele Entelechie dieses Mannes sei das Geheimni      
  17 für die Wirkungen der Körper. Die Schullehrer insgesammt, die alle      
  18 dem Aristoteles folgten, haben dieses Räthsel nicht begriffen, und vielleicht      
  19 ist es auch nicht dazu gemacht gewesen, daß es jemand begreifen      
  20 sollte. Leibniz, dem die menschliche Vernunft so viel zu verdanken hat,      
  21 lehrte zuerst, daß dem Körper eine wesentliche Kraft beiwohne, die ihm      
  22 sogar noch vor der Ausdehnung zukommt. Est aliquid präter extensionem      
  23 imo extensione prius ; dieses sind seine Worte.      
           
           
     

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