Kant: AA X, Briefwechsel 1770 , Seite 084

     
           
 

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    48.      
  02 Von C. F. Ziegler.      
           
  03 3. Ian. 1770.      
           
  04 Hochedelgebohrner,      
  05 Hochgelahrter,      
  06 Besonders Hochzuehrender Herr Profeßor;      
           
  07 Das Verlangen, mir noch entfernt die Ehre Deroselben Bekantschaft      
  08 zu verschaffen, macht mich so frey, Ew. Hochedelgeb. hiermit ergebenst      
  09 zu versichern, daß die Nachricht von der Annehmung des von      
  10 hieraus an Dieselben ergangenen Rufs bey allen hier Studirenden      
  11 die lebhafteste Freude gewirket und die heißeste Wünsche für Deroselben      
  12 baldige glückliche Überkunft veranlaßet hatt. Die Herren      
  13 Barons von Rosen und von Löwenwolde, welche ich führe, gratuliren      
  14 desfals mit mir Ew. Hochedelgeb. zu dieser neuen Stelle aus dem      
  15 aufrichtigsten Hertzen uud wünschen nichts mehr, als nur bald die      
  16 Freude zu haben, Dieselben durch die überführendsten Beweise von      
  17 der Hochachtung und Liebe welche uns für Dieselben beseelen auch      
  18 hier in Erlangen bald überzeugen zu können.      
           
  19 Sehen Ew. Hochedelgeb. es gütigst nur als ein geringes Merkmal      
  20 derselben an, daß meine Herrn Barons mit mir sich jetzt unterstehen Denenselben      
  21 unser Quartier bei Deroselben Überkunft so lange hiermit ergebenst      
  22 anzubieten, bis Dieselben Sich Selbst eine anständige Gelegenheit      
  23 werden auswählen können. Wie groß würde unsere Freude seyn,      
  24 wenn Ew. Hochedelgeb. die vier in unserm Hause noch ledig stehende      
  25 und an die unsrige stoßende Zimmer auch würden Dero Absicht gemäß      
  26 finden, um so wol die Ehre Deroselben angenehmen Nachbarschaft      
  27 zu genießen, als auch Deroselben besondern Vorlesungen desto näher      
  28 zu seyn, und um, wenn unsere Wünsche gantz erfüllet werden könten,      
  29 auch noch Tischgesellschafter mit Ew. Hochedelgeb. werden zu können.      
  30 Erlangen ist ein sehr angenehmer Ort, die Luft gesund und die      
  31 Gegend reitzend. Alle Bedürfniße, ja so gar das Überflüßige kan      
  32 man sich hier um einen mäßigen Preiß verschaffen und der gefällige      
  33 Umgang den man hier findet, macht daß nicht leicht jemand diesen      
  34 Aufenthalt wieder mit Gleichgültigkeit verlaßen kann. Ehe ich nach      
  35 Leipzig kam, wuste ich noch nicht, ob ich dort bleiben oder noch eine      
  36 andere Universität wählen würde; was ich aber daselbst hörte und      
  37 sahe, und in eben der Zeit auch von einigen welche von Erlangen      
           
     

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