Kant: AA X, Briefwechsel 1776 , Seite 193

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 macht und auf Schrauben stellt, dadurch, daß er, ausser dem guten      
  02 Lebenswandel, noch etwas anderes als ein Mittel annimmt, die      
  03 Gunst des Höchsten gleichsam zu erschleichen und sich dadurch der      
  04 genauesten Sorgfalt in Ansehung des ersteren gelegentlich zu überheben,      
  05 und doch auf den Nothfall eine sichere Ausflucht in Bereitschaft      
  06 zu haben.      
           
  07 Aus diesen Gründen ist es unserem Zögling bis itzt noch unbekannt      
  08 geblieben, was Andachtshandlung sey. Daher es einiger Kunst      
  09 bedürfen möchte, ihm, wenn er derselben, Ihrem Gutbefinden nach,      
  10 zum erstenmale beywohnen müste, davon einen faßlichen und richtigen      
  11 Begrif beyzubringen. Doch, er ist einem Manne übergeben, der die      
  12 Weisheit aus ihrer reinen Qvelle zu schöpfen gewohnt ist und dessen      
  13 Urtheile man alles mit Vertrauen anheim stellen kan. Es wird auch      
  14 seinem Vater zu der größesten Befriedigung gereichen, wenn sich in      
  15 der Folge im Philanthropin Gelegenheit hervorfände, die englische      
  16 Sprache nach der leichten und sicheren dasigen Methode zu erlernen;      
  17 da er dazu bestimmt ist nach vollendeter Erziehung nach England      
  18 zu gehen.      
           
  19 Pocken und Masern hat das Kind schon überstanden und darf      
  20 darauf, bey sich etwa an ihm oder anderen eräugnenden Krankheit,      
  21 nicht Rücksicht genommen werden.      
           
  22 Die Pension, von 250 rthlr iährlich, bezahlt der Vater mit Vergnügen,      
  23 wenn und wie es verlangt werden wird      
           
  24 In Ansehung der Kleider, Betten und nothwendigem Geräthe      
  25 bittet er sich Ew: Hochedelgeb: Vorschlag aus und Nachricht wie es      
  26 deshalb in Ihrem Institut gehalten wird      
           
  27 Was die Zeit betrift, ihn herüber zu schicken, so wünscht der      
  28 Vater, daß es noch diesen Sommer geschehen möge; damit der Sohn      
  29 bey einigen Ergötzlichkeiten, welche Sie vor Ihre Zöglinge etwa veranstalten      
  30 möchten, seinen neuen Aufenthalt bald lieb gewinnen möge.      
  31 Wenn Ew: Hochedelgeb: nicht sonst eine Gelegenheit bekannt ist, Ihn      
  32 unter guter Aufsicht herüber zu schaffen, so ist man Vorhabens, ihn      
  33 gegen Ende des Iulius beym Schlusse unseres Iahrmarkts einem      
  34 sicheren auswärtigen Kaufmann mit zu geben.      
           
  35 Alle diese Anschläge sind nicht unreife Entwürfe, sondern veste      
  36 Entschließungen. Daher ich hoffe, bald mit Dero gütigen Antwort      
  37 beehrt zu werden, ohne von einem so sehr und so nützlich beschäftigten      
           
     

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