Kant: AA XII, Briefwechsel 1796 , Seite 138

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 jetzigen Oberstadtinspector zum wahren Vortheil der Stadt bewirkten      
  02 Anstellung desselben auf meine gringe Vorstellung schuldigen Dank      
  03 abzustatten kann schon Tadel verdienen. Noch mehr aber der Anschein      
  04 der Zudringlichkeit und eines Dünkels bey Ewr Excellenz durch      
  05 meine Fürbitte etwas zu vermögen indem ich aufs neue eine Fürbitte      
  06 für einen mir bekannten Mann in Berlin einzulegen wage Der      
  07 Prof. K[iesewetter] welcher als Instructor der beyden Königl: Prinzen,      
  08 da seine Lage durch die zu Anfange des künftigen Iahres erfolgende      
  09 Vermählung der Prinzessin Augusta mit dem Erbprinzen von Hessen      
  10 Cassel sehr verändert werden wird indem das Gehalt welches er für ihren      
  11 Unterricht bekommt für die nothwendigste Bedürfnisse nicht zureicht      
  12 beurtheilt es ganz richtig daß durch fürstliche Empfehlungen - die      
  13 ihm sonst nicht entgehen dürften - angegangen zu werden einem      
  14 hohen Staatsbeamten der auf die Tüchtigkeit seiner Leute vorzüglich      
  15 Rüksicht nimt unangenehm fallen er also dem Gesuch gerne willfahren      
  16 müsse ist auf den Entschlus gefallen mich -, den er in einem etwa      
  17 zweyjährigen Aufenthalt in Königsberg durch öfteren Umgang hat      
  18 kennen lernen der auch ihn hinreichend kennen müsse um eine Empfehlung      
  19 an Ewr Excellenz zu einer solchen Anstellung zu ersuchen da      
  20 er in seinem litterärischen Fache bey dem Mangel hinreichender Erhaltungsmittel      
  21 und der entferneten Aussicht zur Versorgung sein Fortkommen      
  22 nicht wohl hoffen könne. - Den Gang der Geschäfte, gesteht      
  23 er, freylich allererst lernen zu müssen ehe er eine Stelle bey diesem      
  24 Departement bekommen kann nur glaubt er die nöthige Kenntnisse durch      
  25 unermüdeten Fleis leicht erwerben zu können.      
           
  26 Was meine Kenntnis dieses Imploranten betrifft so bezeuge mit      
  27 Aufrichtigkeit daß ich ihm sowohl die Talente als auch den thätigen      
  28 Willen zu den Geschäften zu denen er sich zu unterziehen Vorhabens      
  29 ist zutraue für mich aber muß ich desto mehr um Vergebung bitten      
  30 einen Antrag vor Ewr. Excellenz gebracht zu haben der für meine      
  31 Gringfügigkeit mir anmaslicher zu seyn scheint als daß ich fernerhin      
  32 dergleichen Vermittelung zu unternehmen mich unterstehen sollte.      
           
  33 Mit der tiefsten Verehrung verbleibe jederzeit      
           
  34 unterthäniger      
           
           
           
     

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