Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 484

   
         
 

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  01

Von der Neigung zum Vermögen, Einfluss überhaupt auf andere

[ entsprechender Abschnitt in:
I. Kant: Anthropologie in pragmatischer Hinsicht, 1798 (AA VII, 271)
]
   
  02

Menschen zu haben.

   
  03

§. 84—85 (VII 271—274).

   
         
  04

a.

[ entsprechender Abschnitt in:
I. Kant: Anthropologie in pragmatischer Hinsicht, 1798 (AA VII, 272)
]
   
  05

Ehrsucht.

   
         
   

 

1088.   π.   M 297'.   E I 439.
 
   
  07 Der Stoltz, der Auf Reichthum gegründet ist, ist grob; der auf Geburth,    
  08 ist hoflicher. Die hoflichkeit Gründet sich auf eine gewisse Abhängigkeit,    
  09 welche die Menschen entweder von einander, entweder aus den Regeln    
  10 der Geselligkeit oder bürgerlichen Verbindung, erkennen. Daher ist man    
  11 in Monarchien höflicher, als in freystaaten. Die nicht in Bedienungen    
  12 stehen und ihr eigen und über andere durch Geld disponiren, sind stoltz,    
  13 aber auf andere Art, als wenn sie solchen auf Rang gründen. Aller Stoltz    
  14 ist grob, der sich auf einen Vorzug gründet, der an sich selbst zweydeutig    
  15 ist. Der Stoltz eines großen Pächters ist gröber als der eines großen    
  16 Eigenthümers. Weil die Abhängigkeit in der Stadt größer ist als die    
  17 auf dem Lande, so ist hier der Stoltz größer. Auch ist hier mehr Eifersucht    
  18 auf den Rang.    
         
   

 

1089.   π.   M 300'.   E I 431.
 
   
  20 Die Bescheidenheit ist eine Mäßigung der Eigenliebe zum Grade    
  21 der selbstliebe anderer. Der Stoltz eine steigerung unserer selbstschatzung    
  22 bis zur Anmaßung des Vorzugs anderer. Bescheiden in Wiedersprüchen.    
  23 Ich fange nicht damit an, daß ich sage: ich bitt um Vergebung, sondern    
  24 damit, daß ich keine bedarf. Ich nehme meinen ersten Gesichtspunkt so,    
  25 daß ich, wenn andrer urtheil dem meinigen wiederstreitet, dem andern in    
  26 mir einen advocaten gebe, ia seine Gründe vergrößere; alsdenn hat der    
  27 andre erstlich einen Vorzug über mich; den mildere ich durch meine    
     

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