Kant: AA XV, Entwürfe zu dem Colleg über ... , Seite 754

   
         
 

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  01 Erworbene Neigung, die zur Leidenschaft wird.    
         
  02 Gierig ist der, so nicht gnug haben kann (g habsüchtig ). Geitzig    
  03 (formaliter): der nichts missen kan von dem, was er besitzt. Dieser ist    
  04 niemals vollig sicher vor Mangel.    
         
  05 Ehrgeitzig und Ehrgierig.    
         
  06 (Daß iunge Leute gerne tragische Schauspiele sehen und machen:    
  07 daraus schließe ich, daß nichts von allem diesen sie innerlich afficirt    
  08 (keine Schwermuth zurücklaßt), und daß sie nichts begehren, als ihre    
  09 kräfte des Gemüths in starken Rollen zu exerciren.)    
         
  10 Weinen ist der Schmerz, so fern er ihn aus dem Gefühl des allgemeinen    
  11 Mitleids betrachtet. Daher Frauenzimmer weinen darf, weil    
  12 es Theilnehmung erwarten darf. Vor einen Mann ist es unbescheidenheit,    
  13 andere mit seinem Schmerz zu belästigen.    
         
   
   
  14 Das Lachen entspringt nicht sowohl aus einer ungereimtheit, sondern    
  15 aus der besonderen anticipation einer der wiedersprechenden Vorstellungen    
  16 und der plotzlichen und unvermutheten Darstellung des Gegentheils (im    
  17 bloßen Spiel der Gedanken). Es muß klug scheinen, was narrisch ist.    
         
   

 

1493.   σ? (χ?)   L Bl. Ha 17.   S. I:
 
   
  19 Der Charakter, der sich im äußeren Anstande offenbart und dadurch    
  20 selbst gebildet wird.    
         
  21 Der Anstand eines rohen Menschen.    
         
  22 — — — — wohlgesitteten, verfeinerten Menschen.    
         
  23 Der letztere ist der, von dem man nichts unhöfliches besorgt.    
         
  24 Wo ist mehr Gelegenheit, den gesitteten Anstand zu bilden, als auf    
  25 universitaet.    
         
     

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