Kant: AA XVII, Reflexionen zur Metaphysik. , Seite 466

     
           
 

Zeile:

 

Text:

 

 

 

 
  01 der Sinnlichkeit entscheidet, bisweilen auf die der Vernunft, davon kan      
  02 kein Gesetz gegeben werden, weil kein bestandig Gesetz beyder Krafte      
  03 da ist.      
           
  04 Bei einem thätigen principio hat der Zustand gar keinen Einflus auf      
  05 das subiect, weder der Vergangene noch der Gegenwärtige, seine Handlung      
  06 zu determiniren. Das subiect ist iederzeit aus sich selbst der qvell der      
  07 Handlungen. Warum es aber so und nicht anders handle.      
           
   

 

4227.   λ? (κ1?) (ζ—η?)   M 285'.   E II 1493.   Gegenüber von M § 725, 726:
 
     
  10 Wären die Menschen vollig intellectual, so wären alle ihre Handlungen      
  11 thatig determinirt, aber doch frey, und würden nur in Ansehung      
  12 der veranderlichen Gelegenheiten zufallig seyn. Es würden ihnen auch      
  13 diese handlungen imputirt werden können zusamt den Belohungen, ob      
  14 sie gleich geschopfe eines höhern wesens wären. Denn sie wären als selbstthetige      
  15 principien und als würdige Gegenstände seiner Gütigkeit anzusehen.      
  16 Wären sie vollig sinnlich, so wären ihre Handlungen allein passiv determinirt;      
  17 ihnen könte nichts imputirt werden, und sie würden keiner Belohnungen      
  18 und Bestrafungen fähig seyn. Nun sind sie zum Theil sinnlich,      
  19 zum Theil intellectual, doch so, daß die Sinnlichkeit freylich das intellectuale      
  20 nicht passiv machen kan, Aber das intellectuale die Handlungen auch      
  21 nicht anders als durch ein gewisses Maas des Ubergewichts über die Sinnlichkeit      
  22 überwinden kan. also ist der Mensch weder active noch passive      
  23 determinirt; und da die Sinnlichkeit so wohl als die Stärke der Vernunft      
  24 von den Umständen abhängt, so dependiren seine Handlungen zum Theil      
  25 von den Umständen, zum Theil von dem Gebrauche seiner Vernunft und      
  26 können ihm nicht ganzlich imputirt werden. Er ist frey, wenn man es      
  27 aufs genaueste nimt, allein die Möglichkeit, etwas Gutes zu thun,      
  28 worin die Freyheit eigentlich besteht. Allein ob die Handlung wirklich      
  29 aus diesem principio oder dem sensitiven entspringe, kommt auf die conditionen      
  30 an. So wie in einem Spiel ein ieder Wurf gewinnen kan, ohnangesehen      
  31 der vorhergehenden und begleitenden Umstände.      
           
     

[ Seite 465 ] [ Seite 467 ] [ Inhaltsverzeichnis ]