Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 379

     
           
 

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    5901.   ψ2.   M 76.   E II 1452.
 
     
  02 Strecken a-b, c-e, c-f, ueber zeilen 2-5 Wenn darum, weil die Linie a b ins unendliche Getheilt      
  03 werden kan, sie auch wirklich aus unendlich viel      
  04 Theilen neben einander besteht, so muß auch die Linie a f      
  05 darum, weil unendlich viel Theile auf ihr Getragen werden können, wirklich      
  06 aus unendlich viel Theilen bestehen, und wenn das erste nicht folgt, das      
  07 zweyte nicht folgen. Weil auch die Linie a b in einer endlichen Zeit zurückgelegt      
  08 werden kan, und jedem zeittheilchen eine geschwindigkeit correspondiren      
  09 kan, womit der Raum a e oder a f zurückgelegt werde, so müßte,      
  10 wenn jene unendliche Menge Theile wirklich wäre, auch die Zurücklegung      
  11 eines unendlichen Raumes in einer endlicher Zeit möglich seyn.      
           
  12 Wenn alle Theile der möglichen Eintheilung (g zugleich ) wirklich      
  13 wären, so würde es eine absolute Größe des Raumes geben, die aus der      
  14 Menge aller Theile bestimbar wäre. Da aber zu einer unendlichen Menge      
  15 eine unendliche Zeit gehoret, sie gantz erkennen, so würde eine unendliche      
  16 Zeit gantz gegeben werden können.      
           
   

 

5902.   ψ3-4.   M 76.   E II 1447.
 
     
  18 Ein Ding an sich selbst hangt nicht von unseren Vorstellungen ab,      
  19 kan also viel Großer seyn, als unsere Vorstellungen reichen. Aber Erscheinungen      
  20 sind selbst vorstellungen, und die Große derselben, d.i.      
  21 die Idee ihrer Erzeugung durch den progressus, kan nicht großer seyn      
  22 als dieser progressus; und da dieser niemals als unendlich gegeben ist,      
  23 sondern nur ins unendliche moglich ist, so ist die Große der Welt als Erscheinung      
  24 auch nicht unendlich, sondern der progressus in ihr geht ins      
  25 Unendliche.      
           
   

 

5903.   ψ? υ—χ??   M 77.   E II 1425.
 
     
  27 Wenn Raum und Zeit Eigenschaften der Dinge an sich selbst wären,      
  28 so würde daraus, daß sie mathematisch unendlich seyn, d.i. der progressus      
  29 in ihnen, so fern sie als unendlich gantz gegeben sind, großer sey als alle      
  30 Zahl, nicht folgen, daß sie unmöglich, sondern für uns unbegreiflich sind.      
  31 Nun aber sind Raum und Zeit nicht Dinge an sich selbst, und ihre Größe      
  32 nicht an sich selbst, sondern nur durch den progressus gegeben. Da nun      
  33 ein progressus in infinitum, der gantz gegeben worden, ein Wiederspruch      
     

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