Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 490

     
           
 

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  01 es in Ansehung dieser Art vollstandig zu denken. Korper gehört zur      
  02 Materie, und was in seiner Ausdehnung nicht Materie ist, ist der leere      
  03 Raum; daher machen wir uns den Begrif von einem vollkommen dichten      
  04 Korper. Er hat zusammenhang; wir denken uns einen vollkommen harten,      
  05 ohne uns darum zu bekümmern, ob dergleichen wirklich oder auch (g nur )      
  06 möglich sey. Also dient uns die Vollständigkeit eines Dinges von einer      
  07 Gewissen Art nur zum Maastabe aller übrigen Begriffe Dinge, die wir      
  08 uns davon machen k0nnten, so fern sie blos der Größe nach von einander      
  09 unterschieden seyn. Die Größen sind Veränderlich; man muß sie mit      
  10 einer solchen Vergleichen, die Unveranderlich ist, d.i. der eines Dinges,      
  11 was alles enthält, was in dem Begriffe desselben in Beziehung auf seine      
  12 Art enthalten seyn kan.      
           
  13 Einige dieser Begriffe der Vollendung können wir bestimmen, indem      
  14 wir all einen bestimmten und in der Erfahrung wenigstens negativ anzugebenden      
  15 Begrif von dem haben, was zu seiner Vollendung gehört (z.E.      
  16 unter allen Sehnen im Cirkel den Diameter); andere sind so beschaffen,      
  17 daß wir nur die Vollendung denken, selbst aber den Begrif nicht Vollenden      
  18 können. Der Begrif des Wohlbefindens ist empirisch, es kan aber noch      
  19 manches fehlen an der Zufriedenheit mit seinem Zustande fehlen. Hier      
  20 ist nun ein Begrif nothig, dem im Inhalte nichts fehlt, d.i. das größeste      
  21 und best immerwährende Wohlbefinden, d.i. die Glükseeligkeit (g Th I:      
  22 die wir uns doch nie bestimmt denken können ). Wenn diese auch nicht      
  23 von zufalligen äußeren Ursachen abhangt, sondern aus uns selbst entspringt:      
  24 Seeligkeit. Nun können wir diesen Begrif des Wohlgefallens      
  25 eines Vernünftigen Wesens noch erweitern, indem wir zu dem, was es      
  26 genießt, noch hinzu thun setzen, was es thut, d.i. die Zufriedenheit mit      
  27 seiner Person und das moralisch gute. Das vollstandige moralisch gute      
  28 ist die hochste Tugend. Wenn dasselbe selbst von aller Neigung zum Bösen      
  29 frey ist: die Heiligkeit. Heiligkeit also des Willens und Seeligkeit des Zustandes      
  30 zusammen macht die Idee des Himmels. Anderer Seits, weil      
  31 das, was nicht dessen Begrif im Verhaltnisse der Ursache und Wirkung besteht,      
  32 zweyerley Gegentheil hat: ein negatives = 0 und ein privatives = -,      
  33 so kan man sich einen Zustand denken, der gar keine Zufriedenheit übrig      
  34 läßt: Unglük, und so fern das Wesen in sich selbst die Ursache enthält:      
  35 Elend, imgleichen auch einen Willen, der allen moralischen Gesetzen mit      
     

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