Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 725

     
           
 

Zeile:

 

Text:

 

 

 

 
  01 zu haben; denn es ist ein moralisches Bedürfniß, selbst einen gerechten      
  02 Richter, also nicht ein Wesen, von dessen Güte wir hoffen, sondern      
  03 dessen Heiligkeit wir fürchten müssen, anzunehmen. Selbst der Gedanke      
  04 davon ist bei der ungewisheit der Reinigkeit seiner Handlungen mehr      
  05 furchtbar als einschm anlockend. — Aber für unsere Gesetzgebende Vernunft,      
  06 wenn wir nicht einmal uns selbst als unter Gesetzen stehend, sondern      
  07 als nach moralischen Gesetzen das hochste Gut für die Welt entwerfend      
  08 vorstellen, wird ein jeder wollen, daß tugend glücklich und Laster bestraft      
  09 werde. Dieser Wunsch ist allein rein moralisch, nicht im mindesten selbstsüchtig      
  10 und für den vernünftigen Menschen unvermeidlich, und der macht      
  11 es zur Nothwendigkeit, einen lebendigen Gott als moralischen Welturheber      
  12 und regirer anzunehmen, so fern wir unsere Idee der Welt nicht auf Theorie,      
  13 sondern auf unsere practische Bestimung beziehen. Daher das      
  14 Schwanken, wenn man theoretisch diese sache erwägt und dann wiederum      
  15 auf die Befriedigung unserer practischen triebfedern Zurük sieht.      
           
  16 Es ist kein passives interesse, sondern ein actives in der Idee eines      
  17 blos Vernünftigen Wesens, welches sich selbst als moralisch-gesetzgebend      
  18 betrachtet.      
           
  19 1. Vom Zwek der Schopfung,      
           
  20 2. der besten Welt,      
           
  21 3. dem Zweke Gottes bey diesem object.      
           
           
  22

Providentia.

     
  23

M § 950—975.

     
           
   

 

6455.   ω1.   M 396'.   Zu M § 971:
 
     
  25 Die potestas legislatoria diuina beruht auf der Gültigkeit. Denn      
  26 nur derjenige kan obligiren, dessen Wille zu dem, was die wesentliche Eigenschaft      
  27 des Willens anderer ist, übereinstimt. Dieses ist nur die Begierde      
  28 eines endlichen wesens nach Glükseeligkeit. Also muß er gültig, aber auch      
  29 allmächtig, allwissend etc. etc. seyn. Nur die gütigkeit ist die moralische Bedingung,      
  30 aber unter der obersten seines heiligen Willens. Die Gütigkeit      
  31 ist eine Golge der Seeligkeit. Die Weisheit, weil sie blos einschränkend      
  32 in Anseh für die Gütigkeit ist, ist nicht belohnend; also ist sie Gerechtigkeit.      
           
     

[ Seite 724 ] [ Inhaltsverzeichnis ]