Kant: AA XIX, Erläuterungen zu A. G. Baumgartens ... , Seite 205

     
           
 

Zeile:

 

Text:

 

 

 

 
    6915.   υ.   Pr XV'.
 
     
  02 Nach der Theorie vom höchsten Gut die moralische bonitaet besonders      
  03 erwogen:      
           
  04 1. worin sie bestehe die Gründe der diiudication, worin sie bestehe,      
  05 wie in concreto das Urtheil anzustellen sey. 2. der execution oder der Ausübung      
  06 (wir müssen die macht der Moralität durch die herbeyziehung des      
  07 interesse (nicht blos nutzens) zu verstärken suchen, aber sie nicht damit vermischen;      
  08 sondern jene soll nur das vehiculum seyn). a. Handlungen haben      
  09 etwas wohlgefallendes oder Misfallendes entweder wegen der Geschiklichkeit      
  10 (Räuberanschlag, wie er misfällt, wenn er durch Dummheit seinen      
  11 Zwek verfehlt.) (wir sind indessen nur bis zu dem Augenblik zufrieden,      
  12 da er complet ist; nachher sind wir über das Gantze Unzufrieden, also nur      
  13 bis zum Ausgang, nicht über den Ausgang). Die Geschiklichkeit läßt sich      
  14 an werken warnehmen, obgleich nicht einsehn, und gefällt an sich selbst an      
  15 einer Uhr.      
           
  16 b. Wegen der Klugheit, wo der Zwek selbst überlegung und wohlverstandene      
  17 selbstliebe anzeigt. Die Unklugheit misfällt bey der Größten      
  18 Geschiklichkeit: Christine. c. Endlich an sich selbst. Die Handlung ist an      
  19 sich selbst gut nicht darum. Was nur eine bedingte bonität hat, gefällt      
  20 aus einem Gesichtspunkte und misfällt aus anderen und in anderen Verhältnissen.      
  21 e. g. Ein Amt erwerben, eine gute heyrath treffen. Aber die      
  22 redlichkeit gefält nothwendig jederman. Es ist diese bonität auch größer      
  23 als alle andere und die Bedingung der Befugnis, andere Absichten zuzulassen.      
  24 Ein richter, der in ansehung eines schlechten Kerls, wie er ihn      
  25 nennt, und eine hübsche familie nicht zu ruiniren, das Recht beugt, ist in      
  26 den Augen eines jedes abscheulich, so groß der Nutze ist, der auch daraus      
  27 erwachse (ob dieses Urtheil gelernet werden müsse?). Es ist auch diese Art      
  28 der Handlungen ein Grund der Selbstzufriedenheit, nemlich seiner eignen      
  29 Pers0hn, aber nicht mit seinem Zustande. Es ist ein a part ingrediens      
  30 unsrer Bewegungsgründe. Diese Wollust ist vom Himmel genommen und      
  31 das ambrosia der Götter. Ob die tugend aus Begriffen oder aus einer      
  32 idee abgeleitet werden könne? (s Die idee muß rein seyn; wehe dem, der      
     

[ Seite 204 ] [ Seite 206 ] [ Inhaltsverzeichnis ]