Kant: AA XIX, Erläuterungen zu A. G. Baumgartens ... , Seite 230

     
           
 

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    7027.   υ? μ? ρ?   Pr 31.
 
     
  02 Die empirische Gründe unserer Wahl haben keine Gewisheit, weil      
  03 sie keine allgemeine Richtschnur haben und also unter einander Wiedersprüche      
  04 geben können. Die Regel ihrer Zusammenstimung Einheit in      
  05 einem Ganzen ist die oberste. Das äußerste Misfallen ist das, wenn alles      
  06 blos den Sinnen überlassen ist und man keine Regirung der Vernunft      
  07 antrift.      
           
   

 

7028.   υ? μ? ρ?   Pr 31.   Neben §65:
 
     
  09 Mein Wille wiederstreitet entweder nicht den regulis juris oder ist      
  10 dadurch nothwendig oder nöthigt andere dadurch.      
           
  11 Man kan unrecht handeln, ohne einem Andern Unrecht zu thun. Man      
  12 kan einem andern Unrecht thun, ohne ihn zu beleidigen, d. i. ohne daß      
  13 der andere zwingen kan.      
           
   

 

7029.   υ? μ? ρ?   Pr 31.
 
     
  15 Die Vernunft allein kan keinen Zwek geben, auch keine triebfeder;      
  16 sie ist es aber, die alle Zweke ohne Unterschied so einschränkt, daß sie unter      
  17 einer einzigen gemeinschaftlichen Regel stehen. Sie allein bestimmt die      
  18 Bedingungen, unter denen sie freye willkühr unter einer selbststandigen      
  19 Regel steht. Denn die triebe, der Geschmak, die Neigungen haben keine      
  20 Einstimmungen und bedürfen einer Regel.      
           
  21 Die Vernunft schaffet hier ein Wohlgefallen a priori, d. i. ein solches,      
  22 welches statt hat, wenn der Gegenstand auch noch nicht mit meiner Neigung      
  23 oder Befriedigung meiner triebe verglichen wird, indem alsdenn meine      
  24 Neigungen überhaupt doch unter den allgemeinen enthalten sind. Daß      
  25 diese Betrachtung des Wohlgefallens a priori oder im allgemeinen den      
  26 Vorzug hat, beruhet darauf, weil das principium der Ordnung und form      
  27 wesentlich nothwendig ist und vorhergeht, ohne Welches unter meinen      
  28 privat Vergnügen, imgleichen denen mit anderer ihren, kein Zusammenhang      
  29 ist. Das regulativ geht vorher, und nichts muß ihm wiederstreiten;,      
  30 sonst ist unter dem Manigfaltigen kein Zusammenhang, keine Sicherheit.      
  31 Es ist alles tumultuarisch. Das Wohlgefallen a priori besteht mit demjenigen,      
     

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