Kant: AA XIX, Erläuterungen zu G. Achenwalls Iuris ... , Seite 554

     
           
 

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Phase ψ.

     
           
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Allgemeines.

     
           
   

 

7919.   ψ4 (nach dem 13. Okt. 1788).   L Bl. D 7.   S. II.   R I 202--203:
 
     
  05 S. II: Von der Schwierigkeit, die Regel (g nicht so wohl ) des Rechts      
  06 als der Sicherung seiner Rechte für Staaten bestimmt zu geben, ist beynahe      
  07 unüberwindlich. Wäre man sicher wegen Erwiederung der Gerechtigkeit,      
  08 so würde Alles bestimmt seyn. Aber diese Unsicherheit, die gleichsam vertragsmäßig      
  09 ist, macht, daß in einem solchen Stande der Ungerechtigkeit      
  10 keine Regel übrig bleibt als die, sein Verfahren so einzurichten, daß daraus      
  11 ein wechselseitiges Vertrauen entspringen könne welches und eine      
  12 allgemeine Mentalverbindung, es zu erhalten, gleich als ob es ein status      
  13 civilis wäre.      
           
  14 Das Nothrecht entspringt nicht aus der physischen Noth im Gegensatze      
  15 gegen Pflicht sondern der moralischen Nothwendigkeit, die einer      
  16 größeren nachstehen muß, z. B. Eltern umkommen zu lassen, um seine      
  17 Kinder zu erhalten.      
           
  18 Der Staat kan keinen zwingen, glücklich zu seyn oder Andere glücklich      
  19 zu machen, sondern mus jedermanns freyheit sichern. Daraus folgt, daß,      
  20 weil alle Staatsverfassung nichts anderes als der Zustand eines wechselseitigen      
  21 Gesetzmäßigen Zwanges der Bürger ist, den nur der souverain      
  22 ausübt, das Princip der Staatsverfassung nicht die Glückseeligkeit der      
  23 Bürger, sondern diese nur allenfals als Mittel zu dem eigentlichen Zwecke      
  24 seyn könne.      
           
     

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