Kant: AA XIX, Erläuterungen zu G. Achenwalls Iuris ... , Seite 641

     
           
 

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  01 in der Wirklichkeit vorhanden sey. Es ist ein formales Böse,      
  02 welches durch nichts berechtigt werden kan, wie es wohl mit dem materialen,      
  03 z. B. dem Neide und Schadenfreude, berechtigt werden kan. Es      
  04 kostet den Falschen nichts diese einzige würde der Menschheit, nämlich      
  05 warhaftigkeit, zu verlassen. --- Die Lüge (deren Anfänger Teufel genannt      
  06 wird aber auch der erste Neider) ist ein formales Böse, welches in keinem      
  07 Verhaltnisse gut seyn kan. Dazu kan keine Anlage in der menschlichen      
  08 Natur und keine Triebfeder anerschaffen seyn. Wir haben auch eine ursprüngliche      
  09 Verachtung gegen sie. Der ganze Werth des Menschen wird      
  10 dadurch vernichtet, z. B. in gelehrten Sachen.      
           
   

 

8097.   ω2.   L Bl. G 5.   S. I.   R III 15f.
 
     
  12 Theologie.      
           
  13 Was denkt man sich unter der Idee von Gott?      
           
  14 1. Ob die Moral ohne Theologie möglich sey? Ia, aber nur in Ansehung      
  15 der Pflichten und Rechte der Menschen, nicht in Ansehung des      
  16 Endzweks. Denn würde man annehmen, daß man sich das erstere nicht      
  17 möglich sey, so würden ohne gottliche Gebote keine Pflichten gedacht werden      
  18 können, also auch nicht ohne Religion als Pflicht gegen Gott, also müßten      
  19 wir doch allererst Lehre von Pflichten haben, ehe wir Gott erkenneten,      
  20 Welches der hypothesis wiederspricht.      
           
  21 2. Ob eine Theologie ohne (g oder vor der ) Moral möglich sey, d. i.      
  22 die gottliche Natur blos (g aus ) theoretischen Principien entweder der reinen      
  23 Vernunft oder aus der physik (teleologischen Principien der nicht des      
  24 practischen Endzwecks sondern der Zweckmäßigkeit in der Natur überhaupt)?      
  25      
           
  26 3. Ob wir eine Naturerkentnis auch ohne Theologie möglich sey?      
  27 Ia, aber nur nach der Analogie der Zwecke.      
           
  28 4. Ob eine Moral ohne Religion möglich sey?      
           
  29 vid. mein Colleg. von der natürl. Religion.      
           
  30 Ob Vom Deismus, Theismus, und Pantheismus.      
           
  31 Ob die gottliche Oberherrschaft als Theokratie (wie die der Iuden)      
  32 oder Aristocratie unter Engeln oder einem Staatsverwalter oder als Democratie,      
     

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