Kant: AA II, Der einzig mögliche ... , Seite 081

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 werden kann, kommen müßt, so ist alsdann hier die Frage, ob Raum oder      
  02 Ausdehnung leere Wörter sind, oder ob sie etwas bezeichnen. Der Mangel      
  03 des Widerspruchs macht es hier nicht aus; ein leeres Wort bezeichnet niemals      
  04 etwas Widersprechendes. Wenn nicht der Raum existirt, oder wenigstens      
  05 durch etwas Existirendes gegeben ist als eine Folge, so bedeutet das      
  06 Wort Raum gar nichts. So lange ihr noch die Möglichkeiten durch den      
  07 Satz des Widerspruchs bewähret, so fußet ihr euch auf dasjenige, was euch      
  08 in dem Dinge Denkliches gegeben ist, und betrachtet nur die Verknüpfung      
  09 nach dieser logischen Regel; aber am Ende, wenn ihr bedenket, wie euch      
  10 denn dieses gegeben sei, könnt ihr euch nimmer worauf anders, als auf ein      
  11 Dasein berufen.      
           
  12 Allein wir wollen den Fortgang dieser Betrachtungen abwarten. Die      
  13 Anwendung selber wird einen Begriff faßlicher machen, den, ohne sich selbst      
  14 zu übersteigen, man kaum für sich allein deutlich machen kann, weil er von      
  15 dem ersten, was beim Denklichen zum Grunde liegt, selber handelt.      
           
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Dritte Betrachtung.

     
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Von dem schlechterdings nothwendigen Dasein.

     
           
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1.
     
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Begriff der absolut nothwendigen Existenz überhaupt.
     
           
  20 Schlechterdings nothwendig ist, dessen Gegentheil an sich selbst unmöglich      
  21 ist. Dieses ist eine ungezweifelt richtige Nominal=Erklärung.      
  22 Wenn ich aber frage: worauf kommt es denn an, damit das Nichtsein      
  23 eines Dinges schlechterdings unmöglich sei?, so ist das, was ich suche, die      
  24 Realerklärung, die uns allein zu unserm Zwecke etwas nutzen kann. Alle      
  25 unsere Begriffe von der inneren Nothwendigkeit in den Eigenschaften      
  26 möglicher Dinge, von welcher Art sie auch sein mögen, laufen darauf hinaus,      
  27 daß das Gegentheil sich selber widerspricht. Allein wenn es auf eine      
  28 schlechterdings nothwendige Existenz ankommt, so würde man mit schlechtem      
  29 Erfolg durch das nämliche Merkmal bei ihr etwas zu verstehen suchen.      
  30 Das Dasein ist gar kein Prädicat und die Aufhebung des Daseins keine      
  31 Verneinung eines Prädicats, wodurch etwas in einem Dinge sollte aufgehoben      
  32 werden und ein innerer Widerspruch entstehen können. Die Aufhebung      
  33 eines existirenden Dinges ist eine völlige Verneinung alle desjenigen,      
           
     

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