Kant: AA II, Der einzig mögliche ... , Seite 085

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 aller überhaupt enthalte, mithin dieser Grund nicht in verschiedenen Substanzen      
  02 vertheilt sein könne.      
           
  03
5.
     
  04
Das nothwendige Wesen ist unveränderlich und ewig.
     
           
  05 Weil selbst seine eigene Möglichkeit und jede andere dieses Dasein      
  06 voraussetzt, so ist keine andere Art der Existenz desselben möglich, das      
  07 heißt, es kann das nothwendige Wesen nicht auf vielerlei Art existiren.      
  08 Nämlich alles, was da ist, ist durchgängig bestimmt; da dieses Wesen nun      
  09 lediglich darum möglich ist, weil es existirt, so findet keine Möglichkeit      
  10 desselben statt, außer in so fern es in der That da ist; es ist also auf keine      
  11 andere Art möglich, als wie es wirklich ist. Demnach kann es nicht auf      
  12 andere Art bestimmt oder verändert werden. Sein Nichtsein ist schlechterdings      
  13 unmöglich, mithin auch sein Ursprung und Untergang, demnach ist      
  14 es ewig.      
           
  15
6.
     
  16
Das nothwendige Wesen enthält die höchste Realität.
     
           
  17 Da die Data zu aller Möglichkeit in ihm anzutreffen sein müssen, entweder      
  18 als Bestimmungen desselben, oder als Folgen, die durch ihn als den      
  19 ersten Realgrund gegeben sind, so sieht man, daß alle Realität auf eine      
  20 oder andere Art durch ihn begriffen sei. Allein eben dieselbe Bestimmungen,      
  21 durch die dieses Wesen der höchste Grund ist von aller möglichen Realität,      
  22 setzen in ihm selber den größten Grad realer Eigenschaften, der nur immer      
  23 einem Dinge beiwohnen kann. Weil ein solches Wesen also das realste      
  24 unter allen möglichen ist, indem sogar alle andere nur durch dasselbe möglich      
  25 sind, so ist dieses nicht so zu verstehen, daß alle mögliche Realität zu      
  26 seinen Bestimmungen gehöre. Dieses ist eine Vermengung der Begriffe,      
  27 die bis dahin ungemein geherrscht hat. Man ertheilt alle Realitäten Gott      
  28 oder dem nothwendigen Wesen ohne Unterschied als Prädicate, ohne wahrzunehmen,      
  29 daß sie nimmermehr in einem einzigen Subject als Bestimmungen      
  30 neben einander können statt finden. Die Undurchdringlichkeit der Körper,      
  31 die Ausdehnung u.d.g. können nicht Eigenschaften von demjenigen sein,      
  32 der da Verstand und Willen hat. Es ist auch umsonst eine Ausflucht      
  33 darin zu suchen, daß man die gedachte Beschaffenheit nicht für wahre      
  34 Realität halte. Es ist ohne allen Zweifel der Stoß eines Körpers oder      
  35 die Kraft des Zusammenhanges etwas wahrhaft Positives. Eben so ist      
           
     

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