Kant: AA II, Von den verschiedenen Racen ... , Seite 429

		Kant: AA II, Von den verschiedenen Racen ... , Seite 429

	Zeile:	Text (Kant):
	01	1. Von der Verschiedenheit der Racen überhaupt.

	02	Die Vorlesung, welche ich ankündige, wird mehr eine nützliche Unterhaltung,
	03	als eine mühsame Beschäftigung sein; daher die Untersuchung, womit ich diese
	04	Ankündigung begleite, zwar etwas für den Verstand, aber mehr wie ein Spiel
	05	desselben, als eine tiefe Nachforschung enthalten wird.

	06	Im Thierreiche gründet sich die Natureintheilung in Gattungen und
	07	Arten auf das gemeinschaftliche Gesetz der Fortpflanzung, und die Einheit
	08	der Gattungen ist nichts anders, als die Einheit der zeugenden Kraft,
	09	welche für eine gewisse Mannigfaltigkeit von Thieren durchgängig geltend
	10	ist. Daher muß die Büffonsche Regel, daß Thiere, die mit einander
	11	fruchtbare Jungen erzeugen, (von welcher Verschiedenheit der Gestalt sie
	12	auch sein mögen) doch zu einer und derselben physischen Gattung gehören,
	13	eigentlich nur als die Definition einer Naturgattung der Thiere überhaupt
	14	zum Unterschiede von allen Schulgattungen derselben angesehen werden.
	15	Die Schuleintheilung geht auf Klassen, welche nach Ähnlichkeiten, die
	16	Natureintheilung aber auf Stämme, welche die Thiere nach Verwandtschaften
	17	in Ansehung der Erzeugung eintheilt. Jene verschafft ein Schulsystem
	18	für das Gedächtniß; diese ein Natursystem für den Verstand: die
	19	erstere hat nur zur Absicht, die Geschöpfe unter Titel, die zweite, sie unter
	20	Gesetze zu bringen.

	21	Nach diesem Begriffe gehören alle Menschen auf der weiten Erde zu
	22	einer und derselben Naturgattung, weil sie durchgängig mit einander
	23	fruchtbare Kinder zeugen, so große Verschiedenheiten auch sonst in ihrer
	24	Gestalt mögen angetroffen werden. Von dieser Einheit der Naturgattung,

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1. Von der Verschiedenheit der Racen überhaupt.