Kant: AA XX, Bemerkungen zu den Beobachtungen ... , Seite 017

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Ich gestehe es daß wir durch die letztere keine Heiligkeit welche      
  02 rechtfertigend ist hervorbringen konnen aber wir können doch eine moralische      
  03 bonitätcoram foro humano hervorbringen u. diese ist jener      
  04 sogar beförderlich.      
           
  05 Eben so wenig wie man sagen kann die Natur habe uns eine unmittelbare      
  06 Neigung zum Erwerb (die filtzige Habsucht) eingepflanzt      
  07 so wenig kann man sagen sie habe uns einen unmittelbaren Trieb der      
  08 Ehre gegeben. Es entwikeln sich beyde u. sind beyde in der allgemeinen      
  09 Üppigkeit nützlich aber daraus läßt sich nur schliessen daß eben so wie die      
  10 Natur schwielen bey harter Arbeit hervorbringt sie auch selbst in ihren      
  11 Verletzungen Gegenmittel erschaffet      
           
  12 Die Verschiedenheit des Standes macht daß so wenig man sich in      
  13 die Stelle des dienstbaren Pferdes setzt um sein elendes Futter sich vorzustellen      
  14 eben so wenig setzet man sich in die Stelle des Elendes um dieses      
  15 zu fassen      
           
  16 Die Vorschriften zum glükseeligen Leben können zwiefach seyn      
           
  17 1. Daß man zeige wie nach allen schon erworbenen Neigungen der      
  18 Ehre der Üppigkeit man seine Zwecke erhalten und zugleich vorstellungen      
  19 die dem Kummer der daraus entspringt vorbeugen können als von dem      
  20 künftigen Leben von der Nichtigkeit dieses Lebens etc.      
           
  21 2. Oder daß man diese Neigungen selbst zur Mäßigung zu bringen      
  22 sucht      
           
  23 Der Stoicker ihr Fehler daß sie durch tugend blos ein Gegengewicht      
  24 gegen die Schmerzen aus Üppigkeit suchten. Antisthenes schule suchte      
  25 die Üppigkeit selber auszurotten.      
           
  26 Der Stoicker Lehre vom Zorn aus Verachtung anderer.      
           
  27 Die jetzige moralisten setzen viel als Übel voraus und wollen lehren      
  28 es zu überwinden u. viel Versuchungen zum bösen voraus u. schreiben      
  29 bewegungsgründe vor sie zu überwinden Die rousseausche Methode      
  30 lehrt jenes vor kein Übel u. diese also vor keine versuchung zu halten.      
           
           
    03 hum.      
    08 sind beyde δ: so we (?)      
    16 5. Textseite, Durchschuß, schwarze, flüchtige Schrift.      
    23 Stoicker verstümmelt.      
    24 Anthistenes      
           
           
     

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