Kant: AA XX, Bemerkungen zu den Beobachtungen ... , Seite 115

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Der Kinder Verstand ist derjenige der nur dasjenige beurtheilt      
  02 was ihm gegenwärtig nützlich ist. Der Männliche Verstand urtheilt      
  03 über den künftigen Nutzen der veraltete Verstand verachtet den gegenwärtigen      
  04 Nutzen u. hat einen eingebildeten Nutzen zum Zweck der      
  05 niemals Kunftig seyn wird. Die Frauen sind in Ansehung des Verstandes      
  06 ziemlich Kinder u. was das kunftige anlangt sind sie statt aller vorsicht      
  07 der Kargheit ergeben.      
           
  08 Der Wackere Mann erwirbt sich mehr die eigenen Kräfte in Ansehung      
  09 des Kunftigen als daß er um äußere Umstände solte bekummert      
  10 seyn und opfert seine Sorge andern auf. Im Hauswesen entspringt      
  11 daraus wunderswürdige Einheit.      
           
  12 Wenn man blos von sachen abhängt so hat man wenig Vernunft      
  13 vonnöthen sondern nur Verstand      
           
  14 Der Hochmuth um der Religion willen ist der lächerlichste denn      
  15 die Vorstellung daß andre nicht seelig werden soll mich vielmehr mitleidig      
  16 u. hülfleistend als hochmüthig machen. Der Hochmuth um des      
  17 Geldes willen ist gemein u. plump weil er sich auf das gründet was      
  18 leicht von einem auf den andern kommt er ist daher grob. Der um der      
  19 Freyheit willen ist edel u. stoltz. Der um der Geburt willen weil er      
  20 beständig ist ist feiner u. des Amtes willen ist der Zuläßigste.      
           
  21 Die Juden Türken u. Spanier haben den Religionshochmuth      
  22 sie sind auch entweder verrätherisch wenn sie feig seyn oder tyrannisch      
  23 wenn sie machtig seyn. Die Hollander um des Geldes willen die Englander      
  24 um der Freyheit u. macht willen. Die Einbildung der Nationen      
  25 wegen ihrer Großen Monarchen macht Eitelkeit u. die Eitelkeit bringt      
  26 auch monarchische Verfassung hervor. Eine Stoltze Nation ist frey eine      
  27 grobe u. fleißige auch frey u. geldgierig Der Spanische Hochmuth wird      
  28 in allen religionen verfolgungsgeist zeigen u. so auch bey den Türken.      
           
  29 Wo viel Vornehme seyn u. auch viel unterwurfige da ist einestheils      
  30 schmeicheley andererseits Hochmuth wie bey Pohlen.      
           
           
    03 Verstand δ urtheilt über      
    08 Nicht eingerückt. die g.Z. eigenen? eigene?      
    13 Kurzer Trennungsstrich; das Folgende engere Schrift.      
    17 was v.a. das      
    19 Geburt δ: willen u. des Standes willen      
    21 Durchschuß zu S. 67. Die Absätze der Seite nicht eingerückt. Turk Spanier? Spanien?      
    24 u. macht g.Z.      
    25 ihrer? ihres?      
    30 Kurzer Trennungsstrich.      
           
           
     

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