Kant: AA XXIII, Vorarbeit zu Über den Gebrauch ... , Seite 075

   
         
 

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LBl C 5 R I 137-139

   
  02 Erste Seite    
         
  03 Vom Wiederspruch in meiner Abhandlung die gerade den einzigen    
  04 Weg zeigt wie unvermeidliche Wiedersprüche der Vernunft vermieden    
  05 werden können.    
         
  06 In beyden Fällen geht man von Ideen aus nämlich 1 physischen von    
  07 ursprünglichen Ursachen der Zweckmäßigkeit in der Welt 2. von den    
  08 Ursachen aller Zweckmäßigkeit in der Welt überhaupt    
         
         
  09 Der Grundsatz der Zweckmäßigkeit im Bau organischer vornehmlich    
  10 lebender Geschöpfe ist so mit der Vernunft zusammenhangend als der    
  11 Grundsatz der wirkenden Ursachen in Ansehung aller Veränderungen    
  12 in der Welt. Irgend einen Theil eines Geschöpfs der der Gattung beständig    
  13 anhängt für zwecklos annehmen ist eben so viel als eine Begebenheit    
  14 in der Welt ohne Ursache entstanden anzunehmen. Denn wir können    
  15 uns die Möglichkeit solcher Wesen in welchen ein Theil um aller und alle    
  16 Theile um eines willen da sind garnicht anders als durch eine Idee gedenken    
  17 die ihrer Entstehung zu Grunde lag. Ich habe auch bisweilen zum    
  18 Versuch in den Golph gesteuert blinde Naturmechanik hier zum Grunde    
  19 anzunehmen und glaubte eine Durchfarth zum kunstlosen Naturbegrif    
  20 zu entdecken allein ich gerieth mit der Vernunft beständig auf den Strand    
  21 und habe mich daher lieber auf den Uferlosen Ocean der Ideen gewagt    
  22 wo ich wenigstens etc.    
         
  23 Das Unglück auch ohne seine Schuld in philosophischen Vorträgen    
  24 misverstanden zu werden trift eigentlich nur diejenige welche eine Idee    
  25 zum Ziele haben und zwar in derjenigen engeren Bedeutung in welcher    
  26 ich anderwerts vorgeschlagen habe dieses Wort jederzeit zu brauchen.    
  27 Denn weil das kein Verstandesbegrif ist dem man seinen Gegenstand in    
  28 der Erfahrung unterlegen kan weil es ein Gesetz ist das die Vernunft    
  29 sich selbst vorschreibt so können alle Erklärungen sie nicht vollkommen    
  30 faßlich machen.    
         
  31 Zu dieser Idee führt uns die unbegreifliche Beharrlichkeit der Gattungen    
  32 und Arten bey so vielen auf sie einfließenden und ihre Entwickelung    
  33 modificirenden Ursachen. Woraus ich schließe daß wenn Manigfaltigkeiten    
  34 entspringen die unausbleiblich erblich sind diese durch keine zufällige    
  35 Ursache haben hervorgebracht sondern nur entwickelt werden können und    
  36 daß selbst zu dieser Entwickelung Ursprüngliche und Zweckmäßige Anlagen    
         
     

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