Kant: AA XXIII, Vorarbeiten zur Religion innerhalb der ... , Seite 113

   
         
 

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  01 von ihnen gehoften Messias aufzuspahren und den andern ein Beweis    
  02 ihrer Verwerfung wegen ihrer    
         
         
  03       Warum sich alle an die Göttliche Güte wenden.    
         
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Zweite Seite

   
         
  05 Hier wird nun ein Reich Gottes nach dem neuen Bunde vorgestellt    
  06 wogegen aber ein noch jetzt obgleich nur fragmentarisch existirendes    
  07 Reich Gottes nach dem alten Bunde feyerlich protestirt beydes als    
  08 messianisch so doch daß die Bekenner des ersteren ein moralisches als    
  09 schon eingetreten die so sich zum zweyten bekennen ein politisches (unter    
  10 statutarischer Religion) als künftig hoffen. Dieser Contrast der (an sich merkwürdig)    
  11 von vielen aber gar als außerordentliche Göttliche Vorsehung    
  12 d. i. für ein Wunder gehalten wird ist die Erhaltung des jüdischen Volks    
  13 und seiner Religion unerachtet der Zerstreuung desselben und Bedrückung    
  14 unter so vielen andern Völkern mit denen sie nie zusammenschmeltzen.    
  15 Die erstere halten diese Erscheinung für eine uns immer vor Augen    
  16 stehende Bestätigung der Verstoßung derselben weil sie den neuen Bund    
  17 nicht annahmen und hoffen guthmütiger Weise auch auf ihren Beytritt    
  18 zum neuen Bunde bey der Wiederbringung aller Dinge. Die Andere    
  19 hingegen behaupten darinn daß ihre Väter jene Abschaffung des alten    
  20 Bundes wegen erforderlicher Feyerlichkeit nicht hinreichend bestätigt    
  21 urtheilen einen Beweis zu finden daß er noch bestehe und einen großen    
  22 Einwurf gegen die Gültigkeit des letztern anzutreffen so daß was die    
  23 verhofte Erbauung aus diesem Phänomen betrift sie nicht weit gehen    
  24 kan weil sich Gründe und Gegengründe hier ziemlich die Waage    
  25 halten und also nur die theoretische Frage übrig bleibt ob und wie das    
  26 Sonderbare desselben natürlicher Weise zu erklären seyn möge.    
         
  27 Der Alttestamentische wird sagen: Die Abstellung des jüdischen    
  28 Glaubens muß doch wohl nicht die erforderliche öffentliche Beweisthümer    
  29 ihrer Autorität bey sich geführt haben weil unsere Väter nicht bewogen    
  30 worden ihn zu verlassen. Der neutestamentische dagegen die Jüdische    
  31 Religion muß doch nicht für beständig haben gelten sollen weil sie noch    
  32 beständig auf das harret was ihr Ziel ausmachte nämlich die Ankunft    
  33 ihres weltlichen Oberhaupts dadurch ein uns beständig vor Augen gelegtes    
  34 Beyspiel der Verwerfung vorstellt.    
         
         
     

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