Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 026

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Plan, die Metaphysik der Natur sowohl als der Sitten, als Bestätigung      
  02 der Richtigkeit der Kritik der speculativen sowohl als praktischen Vernunft,      
  03 zu liefern, ausführen will, mit der Zeit sparsam verfahren und die      
  04 Aufhellung sowohl der in diesem Werke anfangs kaum vermeidlichen      
  05 Dunkelheiten, als die Vertheidigung des Ganzen von den verdienten      
  06 Männern, die es sich zu eigen gemacht haben, erwarten. An einzelnen      
  07 Stellen läßt sich jeder philosophische Vortrag zwacken (denn er kann nicht      
  08 so gepanzert auftreten, als der mathematische), indessen daß doch der      
  09 Gliederbau des Systems, als Einheit betrachtet, dabei nicht die mindeste      
  10 Gefahr läuft, zu dessen Übersicht, wenn es neu ist, nur wenige die Gewandtheit      
  11 des Geistes, noch wenigere aber, weil ihnen alle Neuerung ungelegen      
  12 kommt, Lust besitzen. Auch scheinbare Widersprüche lassen sich,      
  13 wenn man einzelne Stellen, aus ihrem Zusammenhange gerissen, gegeneinander      
  14 vergleicht, in jeder vornehmlich als freie Rede fortgehenden      
  15 Schrift ausklauben, die in den Augen dessen, der sich auf fremde Beurtheilung      
  16 verläßt, ein nachtheiliges Licht auf diese werfen, demjenigen aber,      
  17 der sich der Idee im Ganzen bemächtigt hat, sehr leicht aufzulösen sind.      
  18 Indessen, wenn eine Theorie in sich Bestand hat, so dienen Wirkung und      
  19 Gegenwirkung, die ihr anfänglich große Gefahr drohten, mit der Zeit nur      
  20 dazu, um ihre Unebenheiten abzuschleifen und, wenn sich Männer von      
  21 Unparteilichkeit, Einsicht und wahrer Popularität damit beschäftigen, ihr      
  22 in kurzer Zeit auch die erforderliche Eleganz zu verschaffen. Königsberg      
  23 im Aprilmonat 1787.      
           
           
     

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