Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 183

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Wahrnehmung unserer Stelle möglich mache, und diese nur vermittelst      
  02 ihres wechselseitigen Einflusses ihr Zugleichsein und dadurch bis zu den      
  03 entlegensten Gegenständen die Coexistenz derselben (obzwar nur mittelbar)      
  04 darthun kann. Ohne Gemeinschaft ist jede Wahrnehmung (der Erscheinung      
  05 im Raume) von der andern abgebrochen, und die Kette empirischer Vorstellungen,      
  06 d. i. Erfahrung, würde bei einem neuen Object ganz von vorne      
  07 anfangen, ohne daß die vorige damit im geringsten zusammenhängen oder      
  08 im Zeitverhältnisse stehen könnte. Den leeren Raum will ich hiedurch gar      
  09 nicht widerlegen: denn der mag immer sein, wohin Wahrnehmungen gar      
  10 nicht reichen, und also keine empirische Erkenntniß des Zugleichseins stattfindet;      
  11 er ist aber alsdann für alle unsere mögliche Erfahrung gar kein      
  12 Object.      
           
  13 Zur Erläuterung kann folgendes dienen. In unserm Gemüthe müssen      
  14 alle Erscheinungen, als in einer möglichen Erfahrung enthalten, in Gemeinschaft      
  15 ( communio ) der Apperception stehen; und so fern die Gegenstände      
  16 als zugleich existirend verknüpft vorgestellt werden sollen, so müssen      
  17 sie ihre Stelle in einer Zeit wechselseitig bestimmen und dadurch ein Ganzes      
  18 ausmachen. Soll diese subjective Gemeinschaft auf einem objectiven Grunde      
  19 beruhen, oder auf Erscheinungen als Substanzen bezogen werden, so mu      
  20 die Wahrnehmung der einen als Grund die Wahrnehmung der andern      
  21 und so umgekehrt möglich machen, damit die Succession, die jederzeit in      
  22 den Wahrnehmungen als Apprehensionen ist, nicht den Objecten beigelegt      
  23 werde, sondern diese als zugleich existirend vorgestellt werden können.      
  24 Dieses ist aber ein wechselseitiger Einfluß, d. i. eine reale Gemeinschaft      
  25 ( commercium ) der Substanzen, ohne welche also das empirische Verhältniß      
  26 des Zugleichseins nicht in der Erfahrung stattfinden könnte. Durch dieses      
  27 Commercium machen die Erscheinungen, so fern sie außer einander und      
  28 doch in Verknüpfung stehen, ein Zusammengesetztes aus ( compositum      
  29 reale ), und dergleichen Composita werden auf mancherlei Art möglich. Die      
  30 drei dynamischen Verhältnisse, daraus alle übrige entspringen, sind daher      
  31 das der Inhärenz, der Consequenz und der Composition.      
           
           
  32 Dies sind denn also die drei Analogien der Erfahrung. Sie sind      
  33 nichts andres, als Grundsätze der Bestimmung des Daseins der Erscheinungen      
  34 in der Zeit nach allen drei modis derselben, dem Verhältnisse zu      
           
     

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