Kant: AA IV, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 025

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Transscendental=Philosophie eine Weltweisheit der reinen, blos speculativen      
  02 Vernunft. Denn alles Praktische, so fern es Bewegungsgründe      
  03 enthält, bezieht sich auf Gefühle, welche zu empirischen Erkenntnißquellen      
  04 gehören.      
           
  05 Wenn man nun die Eintheilung dieser Wissenschaft aus dem allgemeinen      
  06 Gesichtspunkte eines Systems überhaupt anstellen will, so mu      
  07 die, welche wir jetzt vortragen, erstlich eine Elementar=Lehre, zweitens      
  08 eine Methoden=Lehre der reinen Vernunft enthalten. Jeder dieser      
  09 Haupttheile würde seine Unterabtheilung haben, deren Gründe sich gleichwohl      
  10 hier noch nicht vortragen lassen. Nur so viel scheint zur Einleitung      
  11 oder Vorerinnerung nöthig zu sein, daß es zwei Stämme der menschlichen      
  12 Erkenntniß gebe, die vielleicht aus einer gemeinschaftlichen, aber uns unbekannten      
  13 Wurzel entspringen, nämlich Sinnlichkeit und Verstand,      
  14 durch deren ersteren uns Gegenstände gegeben, durch den zweiten aber gedacht      
  15 werden. Sofern nun die Sinnlichkeit Vorstellungen a priori enthalten      
  16 sollte, welche die Bedingung ausmachen, unter der uns Gegenstände      
  17 gegeben werden, so würde sie zur Transscendental=Philosophie gehören.      
  18 Die transscendentale Sinnenlehre würde zum ersten Theile der      
  19 Elementarwissenschaft gehören müssen, weil die Bedingungen, worunter      
  20 allein die Gegenstände der menschlichen Erkenntniß gegeben werden, denjenigen      
  21 vorgehen, unter welchen selbige gedacht werden.      
           
           
     

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