Kant: AA V, Kritik der praktischen ... , Seite 132

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 um dessen Willen und in Einstimmung mit welchem auch überhaupt nur      
  02 etwas heilig genannt werden kann. Denn dieses moralische Gesetz gründet      
  03 sich auf der Autonomie seines Willens, als eines freien Willens, der nach      
  04 seinen allgemeinen Gesetzen nothwendig zu demjenigen zugleich muß einstimmen      
  05 können, welchem er sich unterwerfen soll.      
           
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VI

     
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Über die Postulate der reinen praktischen Vernunft

     
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überhaupt.

     
           
  09 Sie gehen alle vom Grundsatze der Moralität aus, der kein Postulat,      
  10 sondern ein Gesetz ist, durch welches Vernunft unmittelbar den Willen bestimmt,      
  11 welcher Wille eben dadurch, daß er so bestimmt ist, als reiner      
  12 Wille, diese nothwendige Bedingungen der Befolgung seiner Vorschrift      
  13 fordert. Diese Postulate sind nicht theoretische Dogmata, sondern Voraussetzungen      
  14 in nothwendig praktischer Rücksicht, erweitern also zwar      
  15 nicht das speculative Erkenntniß, geben aber den Ideen der speculativen      
  16 Vernunft im Allgemeinen (vermittelst ihrer Beziehung aufs Praktische)      
  17 objective Realität und berechtigen sie zu Begriffen, deren Möglichkeit auch      
  18 nur zu behaupten sie sich sonst nicht anmaßen könnte.      
           
  19 Diese Postulate sind die der Unsterblichkeit, der Freiheit, positiv      
  20 betrachtet (als der Causalität eines Wesens, so fern es zur intelligibelen      
  21 Welt gehört), und des Daseins Gottes. Das erste fließt aus der praktisch      
  22 nothwendigen Bedingung der Angemessenheit der Dauer zur Vollständigkeit      
  23 der Erfüllung des moralischen Gesetzes; das zweite aus der      
  24 nothwendigen Voraussetzung der Unabhängigkeit von der Sinnenwelt und      
  25 des Vermögens der Bestimmung seines Willens nach dem Gesetze einer      
  26 intelligibelen Welt, d. i. der Freiheit; das dritte aus der Nothwendigkeit      
  27 der Bedingung zu einer solchen intelligibelen Welt, um das höchste Gut      
  28 zu sein, durch die Voraussetzung des höchsten selbstständigen Guts, d. i.      
  29 des Daseins Gottes.      
           
  30 Die durch die Achtung fürs moralische Gesetz nothwendige Absicht      
  31 aufs höchste Gut und daraus fließende Voraussetzung der objectiven      
  32 Realität desselben führt also durch Postulate der praktischen Vernunft zu      
  33 Begriffen, welche die speculative Vernunft zwar als Aufgaben vortragen,      
  34 sie aber nicht auflösen konnte. Also i. zu derjenigen, in deren Auflösung      
           
     

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