Kant: AA V, Kritik der Urtheilskraft ... , Seite 336

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 gezählt werden. Laune im guten Verstande bedeutet nämlich das Talent,      
  02 sich willkürlich in eine gewisse Gemüthsdisposition versetzen zu können, in      
  03 der alle Dinge ganz anders als gewöhnlich (sogar umgekehrt) und doch      
  04 gewissen Vernunftprincipien in einer solchen Gemüthsstimmung gemäß      
  05 beurtheilt werden. Wer solchen Veränderungen unwillkürlich unterworfen      
  06 ist, ist launisch; wer sie aber willkürlich und zweckmäßig (zum Behuf einer      
  07 lebhaften Darstellung vermittelst eines Lachen erregenden Contrastes) anzunehmen      
  08 vermag, der und sein Vortrag heißt launicht. Diese Manier      
  09 gehört indeß mehr zur angenehmen als schönen Kunst, weil der Gegenstand      
  10 der letztern immer einige Würde an sich zeigen muß und daher einen      
  11 gewissen Ernst in der Darstellung, so wie der Geschmack in der Beurtheilung      
  12 erfordert.      
           
           
     

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