Kant: AA VIII, Recensionen von J. G. Herders ... , Seite 059

     
           
 

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  01 und eine anthropologische Karte, wie Zimmermann eine zoologische      
  02 versucht hat, auf der nichts angedeutet werden müßte, als was Diversität      
  03 der Menschheit ist, diese aber auch in allen Erscheinungen und Rücksichten,      
  04 eine solche würde das philanthropische Werk krönen."      
  05 Das siebente Buch betrachtet vorerst die Sätze, daß bei so verschiedenen      
  06 Formen dennoch das Menschengeschlecht überall nur eine Gattung sei, und      
  07 daß dies eine Geschlecht sich überall auf der Erde klimatisirt habe. Hiernächst      
  08 werden die Wirkungen des Klima auf die Bildung des Menschen an      
  09 Körper und Seele beleuchtet. Der Verfasser bemerkt scharfsinnig, daß noch      
  10 viele Vorarbeiten fehlen, ehe wir an eine physiologisch=pathologische, geschweige      
  11 an eine Klimatologie aller menschlichen Denk= und Empfindungskräfte      
  12 kommen können, und daß es unmöglich sei, das Chaos von Ursachen      
  13 und Folgen, welches hier Höhe und Tiefe des Erdstrichs, Beschaffenheit      
  14 desselben und seiner Producte, Speisen und Getränke, Lebensweise, Arbeiten,      
  15 Kleidung, gewohnte Stellungen sogar, Vergnügen und Künste      
  16 nebst andern Umständen zusammen ausmachen, zu einer Welt zu ordnen,      
  17 in der jedem Dinge, jeder einzelnen Gegend sein Recht geschehe, und keines      
  18 zu viel oder zu wenig erhalte. Mit rühmlicher Bescheidenheit kündigt er      
  19 daher auch die S. 99 folgenden allgemeinen Anmerkungen S. 92 nur als      
  20 Probleme an. Sie sind unter folgenden Hauptsätzen enthalten. 1. Durch      
  21 allerlei Ursachen wird auf der Erde eine klimatische Gemeinschaft befördert,      
  22 die zum Leben der Lebendigen gehört. 2. Das bewohnbare Land unsrer      
  23 Erde ist in Gegenden zusammengedrängt, wo die meisten lebendigen Wesen      
  24 in der ihnen genügsamsten Form wirken; diese Lage der Welttheile hat      
  25 Einfluß auf ihrer aller Klima. 3. Durch den Bau der Erde an die Gebürge      
  26 ward nicht nur für das große Mancherlei der Lebendigen das Klima      
  27 derselben zahllos verändert, sondern auch die Ausbreitung des Menschengeschlechts      
  28 verhütet, wie sie verhütet werden kann. Im vierten Abschnitt      
  29 dieses Buchs behauptet der Verfasser, die genetische Kraft sei die Mutter      
  30 aller Bildungen auf der Erde, der das Klima nur freundlich oder feindlich      
  31 zuwirke, und beschließt mit einigen Anmerkungen über den Zwist der      
  32 Genesis und des Klima, wo er unter andern auch eine physisch=geographische      
  33 Geschichte der Abstammung und Verartung      
  34 unsers Geschlechts nach Klimaten und Zeiten wünscht.      
           
  35 Im achten Buche verfolgt Hr. H. den Gebrauch der menschlichen      
  36 Sinne, die Einbildungskraft des Menschen, seinen praktischen Verstand,      
  37 seine Triebe und Glückseligkeit und erläutert den Einfluß der Tradition,      
           
     

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