Kant: AA IX, Immanuel Kant's Logik Ein ... , Seite 133

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Anmerkung 1. Die Induction schließt also vom Besondern aufs Allgemeine      
  02 ( a particulari ad universale ) nach dem Princip der Allgemeinmachung:      
  03 Was vielen Dingen einer Gattung zukommt, das kommt auch den      
  04 übrigen zu. Die Analogie schließt von particularer Ähnlichkeit zweier      
  05 Dinge auf totale, nach dem Princip der Specification: Dinge von einer      
  06 Gattung, von denen man vieles Übereinstimmende kennt, stimmen auch in dem      
  07 Übrigen überein, was wir in einigen dieser Gattung kennen, an andern aber      
  08 nicht wahrnehmen. Die Induction erweitert das empirisch Gegebene vom Besondern      
  09 aufs Allgemeine in Ansehung vieler Gegenstände, die Analogie      
  10 dagegen die gegebenen Eigenschaften eines Dinges auf mehrere eben      
  11 desselben Dinges - Eines in Vielen, also in Allen: Induction,      
  12 Vieles in Einem (was auch in Andern ist), also auch das Übrige in demselben:      
  13 Analogie. So ist z. B. der Beweisgrund für die Unsterblichkeit aus      
  14 der völligen Entwickelung der Naturanlagen eines jeden Geschöpfs ein Schluß      
  15 nach der Analogie.      
           
  16 Bei dem Schlusse nach der Analogie wird indessen nicht die Identität      
  17 des Grundes ( par ratio ) erfordert. Wir schließen nach der Analogie nur      
  18 auf vernünftige Mondbewohner, nicht auf Menschen. Auch kann man nach      
  19 der Analogie nicht über das tertium comparationis hinaus schließen.      
           
  20 2. Ein jeder Vernunftschluß muß Nothwendigkeit geben. Induction und Analogie      
  21 sind daher keine Vernunftschlüsse, sondern nur logische Präsumtionen      
  22 oder auch empirische Schlüsse; und durch Induction bekommt man wohl generale,      
  23 aber nicht universale Sätze.      
           
  24 3. Die gedachten Schlüsse der Urtheilskraft sind nützlich und unentbehrlich zum      
  25 Behuf der Erweiterung unsers Erfahrungserkenntnisses. Da sie aber nur      
  26 empirische Gewißheit geben: so müssen wir uns ihrer mit Behutsamkeit und      
  27 Vorsicht bedienen.      
           
  28
§. 85.
     
  29
Einfache und zusammengesetzte Vernunftschlüsse.
     
           
  30 Ein Vernunftschluß heißt einfach, wenn er nur aus einem, zusammengesetzt,      
  31 wenn er aus mehreren Vernunftschlüssen besteht.      
           
  32
§. 86.
     
  33
Ratiocinatio polysyllogistica.
     
           
  34 Ein zusammengesetzter Schluß, in welchem die mehreren Vernunftschlüsse      
  35 nicht durch bloße Coordination, sondern durch Subordination,      
           
     

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