Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 375

     
           
 

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  01 Man hat Vogelnester mit ihren Eiern versteinert gefunden; Schlangen und      
  02 Kröten gleichfalls. Versteinerte Seethiere. Die Schlangenzungen sind      
  03 Zähne des Haifisches. In den Kupfer=Schiefern in Deutschland findet      
  04 man genaue Abdrücke von Fischen. Man findet Zähne vom Wallrosse.      
  05 Die Ammonshörner sind versteinerte Nautili. Ich übergehe die schalichten      
  06 Seethiere, davon man ungemein viele Gattungen unter den versteinerten      
  07 Seethieren findet. Versteinertes Holz ist gemein. Versteinerte Wurzeln      
  08 in einer mergelartigen Steinart heißen Beinbruch oder Osteocolla . Abgedruckte      
  09 Blätter, Früchte, Mandeln, Datteln, Pflaumen usw. Das      
  10 Seltenste ist eine Melone von dem Berge Libanon, in der man noch alle      
  11 Kerne, Fächer und Häute deutlich sehen kann. Es sind auch Versteinerungen,      
  12 deren Ursprung uns bekannt ist, als die sogenannten Donnersteine      
  13 oder Belemniten, welche Einige für dactylos marinos , Andere für      
  14 Stacheln von Meerigeln halten. Dazu gehören die Judensteine, die      
  15 wie Oliven aussehen. Die Krötensteine, Buffoniten sind kleine halbrunde,      
  16 hellbraune Steine, welche Einige für Backenzähne des Haifisches      
  17 halten.      
           
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VI Vom Ursprunge der Mineralien.

     
           
  19 Der Erdkörper, so weit wir in ihm durch das Graben gelangen können,      
  20 besteht aus Stratis oder Schichten, deren eine über der andern bald      
  21 horizontal, bald nach einer oder der andern Gegend hin geneigt fortläuft,      
  22 bisweilen aber hie und da unterbrochen sind. Diese können nicht anders      
  23 als in den großen Revolutionen der allgemeinen und oft wieder erneuten      
  24 Überschwemmungen durch den Absatz mancherlei Schlammes erzeugt worden      
  25 sein. Es sind Schichten von allerlei Stein und Schiefer, Marmor und      
  26 Fels, von Erden usw. Das sie bildende Wasser, welches auch noch im      
  27 Grunde des Adriatischen Meeres eine Steinschicht nach der andern bildet,      
  28 hat ohne Zweifel viele Minerale und manche Gattungen von Steinen durch      
  29 die Zusammensetzung von verschiedenen Materien gebildet, welche in den      
  30 Schwefelkiesen, den sauern vitriolischen Materien u. a. m. in der innern      
  31 Erde hervorgehen, durch die Ausdampfungen der arsenikalischen Materie,      
  32 der sauren und sulphurischen Dämpfe und durch Zusammensetzung mit      
  33 einer subtilen metallischen Erde nach und nach in den Gesteinen erzeugt      
  34 zu sein scheinen und sich noch ferner erzeugen. Gemeiniglich liegt eine      
  35 Gattung Erz in einem Steine oder Fels als seiner Mutter und in keiner      
  36 von den obern und untern Schichten, weil diese vielleicht alle diese Dämpfe      
           
     

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