Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 092

   
         
 

Zeile:

 

Text:

 

Verknüpfungen:

 

 

 
    240.   κ3? μ? η??   M 192'.   E I 56—58.60. II 328.
 
   
  02 Wie das Frauenzimmer die sinne betrügt und wir uns gern betrügen    
  03 lassen. Angekleidet sieht ein Mensch schätzbarer aus als im negligé.    
         
  04 Wir müssen unsere Sinne ofters hintergehen, um uns ihrer Gewalt    
  05 zu entziehen.    
         
  06 Den Betrug der Sinne werden wir im Alter inne.    
         
  07 Die Sinne beherrschen uns durch Betrug oder durch Gewalt.    
         
  08 Der Natürliche Betrug ist nicht zu überwaltigen.    
         
  09 In die Augen fallende Hoheit. Bescheidenheit. Verstand. Ceremonien,    
  10 Kleider im Rathe.    
         
  11 Der Mensch ist ein Gaukler von Natur und spielt eine fremde Rolle.    
         
  12 Die Eigenliebe und ieder affect betrügt uns innerlich.    
         
  13 Heyrath hebt das Blendwerk.    
         
  14 Das Blendwerk hört durch dessen Einsicht nicht auf. Schminke.    
  15 Wohlgekleidete Gesellschaft machen einander Achtung. Das tiefe Negligee    
  16 bringt Familiaritaet hervor. Durch das anständige Aussehn hält man    
  17 einander in Entfernung.    
         
  18 Der Verstand allein irret nicht, weil er blos handelt*.    
         
  19 Die Sinne allein nicht, weil sie gar nicht urtheilen und also blos leiden.    
         
  20 * (s nicht leidet (also nicht von seinen Regeln abgebracht wird). )    
         
   

 

241.   κ3? μ? η??   M 192'.
 
   
  22 Das vitium subreptionis generaliter ist, daß wir das Urtheil des    
  23 Verstandes vor Erscheinung halten (g die reflexion vor intuition ), und ist    
  24 das Gefährlichste, wenn so gar Grundsätze daraus gemacht werden, dadurch    
  25 der Verstand seiner rechte beraubt wird. In logischen fällen dient    
  26 die Berufung auf die Sinne zum stärksten Beweise, in den praktischen    
  27 aber zur Trennung der Denkungsart unter den Menschen und die Einstimmungen    
  28 aufzuheben. Der sich in Ansehung der Urtheile über das    
  29 schöne auf Geschm das Gefühl und in Ansehung der sittlichkeit auf Gefühl    
  30 beruft, benimmt dem Verstande sein Feld, und es ist eben so gut, als    
  31 wenn er sich auf die Schöpfung beriefe.    
         
     

[ Seite 091 ] [ Seite 093 ] [ Inhaltsverzeichnis ]