Kant: AA XVII, Reflexionen zur Metaphysik. , Seite 242

     
           
 

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  01 Sache selbst mit dem, was in ihr enthalten ist, im zweyten aber die respektus      
  02 dieses manigfaltigen gegen einander gesetzt werden.      
           
  03 Die wesentlichste Schwierigkeit ist wohl diese, daß unser Sprachgebrauch      
  04 in so ferne er unsre genaueste Idee auszudrüken scheint und,      
  05 jederzeit das Daseyn wie ein Prädikat bezeichne, welches das ansehen hat,      
  06 daß es von der unmittelbaren Beschaffenheit unseres Begriffes herrühre      
  07 Ich sage durch ein existirend Ding: einem Dinge komt das Daseyn zu      
  08 ich etc: ich betrachte die existentz der Dinge besonders und unterscheide      
  09 sie von der Moglichkeit. Diese Beschaffenheit unserer Urtheile verdient      
  10 gar sehr erwogen zu werden. Das heißt nicht philosophiren, wenn man      
  11 lediglich darzuthun sucht, daß etwas ein Wahn, eine täuschung des Verstandes      
  12 sey, sondern man muß auch einsehen lernen, wie eine solche      
  13 täuschung moglich wär. Dieses Blendwerk ist selbst eine warhaf wirkliche      
  14 Erscheinung in der Natur unseres Geistes, und ich muß sie entweder      
  15 erklären können, oder ich habe ursache zu besorgen, daß mein Urtheil,      
  16 welches dieses eine oder andere Meinungen vor einen Wahn ausgiebt, selbst      
  17 ein solches Blendwerk seyn möchte.      
           
  18 S. IV:      
  19 Ich frage numehr: wenn das Daseyn kein Prädikat der Dinge ist,      
  20 wie ich mir denn gar des Ausdruks Daseyn bedienen könne; denn dieses      
  21 unterscheidet etwas an dem Dinge von dem Dinge selbst, welches ihm beygelegt      
  22 werden kann. z.E. Dies Einem gewißen Dinge kommt die Wirklichkeit      
  23 zu. Weil ein und eben daßelbe auf verschiedene Art kann gesetzt      
  24 werden, so scheint diese Setzung selbst ein Merkmal des unterschiedes zu      
  25 seyn, welches man als ein Pradikat einem Dinge beylegen oder von ihm      
  26 trennen könnte. Es ist aber gewiß, daß dieser Unterschied blos darauf      
  27 ankomme, wie dieses Ding mit allem ihm zugehörigen gesetzt werde, und      
  28 nicht: was in ihm gesetzt werde. Nach dem Unterschiede der Art, wie nun das      
  29 Ding gesetzt wird, wird auch was unterschiedliches dadurch gesetzt : nemlich      
  30 durch seine Pradikate im Verhältnis zum subjecte blos Beziehungen und      
     

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