Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 579

     
           
 

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    6303.   ψ2.   Th 61'.
 
     
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Von der Moraltheologie. Hier wird die Moral aller Theologie
     
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zum Grunde gelegt.
     
           
  04 Gewissen ist 1. das Vermögen, sich der Rechmäßigkeit oder Unrechtmäßigkeit      
  05 seiner eigenen Handlungen bewust zu werden. 2. Das innere      
  06 Ansehen dieses beurtheilenden Vermögens als eines Richters, uns wegen      
  07 der Befugnis unserer Handlungen zur Rechenschaft zu ziehen.      
           
  08 Der oberste Grundsatz des Gewissens ist: daß nichts erlaubt sey zu      
  09 thun, wovon der Handlende nicht ganz gewiß ist, daß es (überhaupt) zu      
  10 thun erlaubt sey. Wir können nichts auf die Gefahr unrecht zu handeln      
  11 unterfangen.      
           
  12 Eine Hypothese, deren Bestreitung Gefahr bey sich führt unrecht zu      
  13 thun, (g durch ) deren Anschauung (g wir ) aber niemals unrecht thun      
  14 können, ist moralisch gewiß, und ein Geg die Voraussetzung derselben in      
  15 Absicht auf die Bevestigung der moralitaet der moralische Glaube. Der      
  16 moralische Glaube also ist nicht von der Übereinstimung unseres Urtheils      
  17 mit dem obiect, sondern mit unserem Gewissen hergenommen.      
           
     

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