Kant: AA XIX, Erläuterungen zu A. G. Baumgartens ... , Seite 303

     
           
 

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    7286.   ψ? υ?   Pr 78.
 
     
  02 In poenis pragmaticis ist nicht iustitia, sondern prudentia punitiva.      
           
   

 

7287.   ψ? χ?   Pr 78.   Rand unten:
 
     
  04 Wenn ich jemand schuldig bin, so ist das = - im praktischen Verstande;      
  05 bezahle ich ihm, so ists = +, d. i. mit ienem zusammen = 0.      
  06 Wenn ich mich aber an jemand verschuldet habe, so ists nicht gnug, ihm      
  07 das Ver den Schaden zu ersetzen; das Unrecht muß noch vergütet werden,      
  08 und dann ist das iuridische - mit dem ethischen + = 0, d. i. Schuldfrey.      
           
   

 

7288.   ψ? χ?   Pr 79.   Rand unten:
 
     
  10 Alle facta haben + oder --- zu ihrem Zeichen und sind niemals bloße      
  11 unterlassungen. Entweder es entsteht dadurch ein Gutes oder Böses. Die      
  12 unterlassung ist = zero, wodurch nichts geschieht. Nur ethische facta      
  13 können + haben, iuristische -. Alles übrige ist = 0.      
           
   

 

7289.   ψ.   Pr 78.
 
     
  15 Das principium der rächenden Strafen (in Ansehung der Verbrechen      
  16 gegen andere) beruht darauf, daß ein jeder sich jederzeit bewust ist, daß,      
  17 was er gegen einen andern thut, daß füge er nach der Regel der Gerechtigkeit      
  18 sich selbst zu. Aber es ist eine Liebespflicht. kan auch eine schuldige      
  19 Pflicht gegen das Gantze in statu civili seyn, daß die offentliche Gerechtigkeit      
  20 kein die Strafen alle correctiv oder exemplarisch (s pragmatisch )      
  21 macht. Allein wären sie nicht schon als rächende Strafen gemacht, so      
  22 würden sie nicht zur Warnung anderer gebraucht werden können. Man      
  23 kann niemandem übels thun, der es nicht selbst verschuldet hat, um andern      
  24 Vortheil zu schaffen.      
           
   

 

7290.   ψ.   Pr 78.
 
     
  26 Wer der Menschheit in seiner eigenen Person abbruch thut und sich also      
  27 von ihr trennt oder mit ihr bricht, den verläßt die Menschheit wiederum.      
  28 d. i. er kan in seinen eignen Augen nicht die Würde eines Menschen haben.      
  29 Verachtung ist auch seine äußere, aber nicht bürgerliche Strafe.      
           
     

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